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Mehr Gelassenheit durch Achtsamkeit

Kennst Du das Hamsterrad? Oder warst Du möglicherweise schon häufiger in Situationen, in denen Du das Gefühl hattest viele Bälle gleichzeitig jonglieren zu müssen, um zurechtzukommen? Und dann kam noch ein Ball dazu und Deine Gelassenheit war endgültig weg. Eine Möglichkeit stresshafte Situationen zu bewältigen ist die Praxis der Achtsamkeit. Durch kleine Veränderungen im Alltag wird es Dir gelingen nach und nach mehr innere Ruhe und Gelassenheit zu finden.

Oft werde ich in Workshops oder in Beratungen gefragt: “Was ist Achtsamkeit und was kann ich mir darunter vorstellen?“. Es freut mich jedes Mal sehr am Ende der jeweiligen Termine zu hören, dass bei meinen Klient:innen eine Idee entstanden ist, was Achtsamkeit für sie bedeuten kann. 

 

In diesem Blogbeitrag biete ich Dir verschiedene Definitionen an und habe eine Liste positiver Auswirkungen auf Dein Wohlbefinden zusammengestellt, wenn Du Achtsamkeit praktizierst. Impulse für die praktische alltägliche Umsetzung - leicht und mit wenig zeitlichen Aufwand - findest Du am Ende des Textes. 

Was ist Achtsamkeit?

Achtsamkeit ist ein einfaches Konzept, das sich auf die praktische Umsetzung und Anwendung konzentriert (Kabat-Zinn, 2015). Es bedeutet auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein: bewusst, im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu urteilen.

Diese Art der Aufmerksamkeit kann zu einer Klarheit führen, die es ermöglicht, die Realität des gegenwärtigen Augenblicks zu erkennen und zu akzeptieren. Um zu erkennen, dass unser Leben eine Aneinanderreihung von Augenblicken ist, erfordert es eine Bewusstheit für die jeweiligen Augenblicke.

 

Unsere schnelllebige Zeit, die vielen To-Do-Listen, die ständige Erreichbarkeit und die Möglichkeit, jederzeit und überall Neuigkeiten lesen zu können, verhindert oftmals die Bewusstheit für das Hier und Jetzt. Wir bewegen uns häufig mit unseren Gedanken in der Vergangenheit oder in der Zukunft - denken an stressbelastete Situationen aus der Vergangenheit oder beschäftigen uns mit Ängsten, die mit zukünftigen Situationen verbunden sind. 


Achtsamkeit bedeutet auch im Alltag zur Ruhe zu kommen.

Es bedeutet, sich immer wieder auf den jetzigen Augenblick zu fokussieren, um bei sich zu sein.

Achtsamkeit ist das Ankommen im Hier und Jetzt, raus aus dem Kopf und den Gedanken, hinein in das Spüren des Körpers.


Um das zu erreichen, hilft üben, üben, üben - vergleichbar mit dem Erlernen einer neuen Sprache oder eines Musikinstruments. Dafür braucht es Disziplin und Ausdauer. Die positiven Auswirkungen einer kontinuierlichen Achtsamkeitspraxis sind die Mühe wert.

Welche positiven Auswirkungen hat ein achtsames Leben?

Ein achtsames Leben kann zahlreiche positive Auswirkungen auf Dein Wohlbefinden haben.

Hier sind einige der wichtigsten Vorteile:

  • Bewusstheit für die eigenen Bedürfnisse: Du lernst, besser auf Deine eigenen Bedürfnisse zu achten und sie zu respektieren.
  • Körperbewusstsein: Achtsamkeit hilft Dir, ein besseres Bewusstsein für Deinen Körper zu entwickeln und auf dessen Signale zu hören.
  • Burnout-Prävention: Durch regelmäßige Achtsamkeitspraxis kannst Du Stress reduzieren und einem Burnout vorbeugen.
  • Eigene Grenzen erkennen: Du wirst besser darin, Deine eigenen Grenzen zu erkennen und zu respektieren.
  • Mehr Gelassenheit: Achtsamkeit fördert eine gelassenere Haltung gegenüber den Herausforderungen des Alltags.
  • Aufbau von innerer Ruhe: Du kannst innere Ruhe und Ausgeglichenheit entwickeln.
  • Reduzierung von impulsivem Verhalten: Achtsamkeit hilft Dir innehalten zu können und bewusster zu handeln.

Wie kann ich Achtsamkeit in meinem Leben umsetzen?

Die Umsetzung von Achtsamkeit im Alltag kannst Du auf unterschiedliche Weise praktizieren.

 

Es gibt einmal die Möglichkeit Alltagstätigkeiten achtsam umzusetzen. Durch den bewussten Umgang mit Deinen Alltagsaufgaben unterbrichst Du den Autopiloten in Deinem Kopf. Unser Gehirn neigt dazu, Energie zu sparen und greift daher auf automatisierte Verhaltensweisen zurück. 

 

Eine weitere Möglichkeit ist Deinen Atem und Körper zu nutzen – zum Beispiel durch Atemübungen, Meditation oder Yoga - um im Hier und Jetzt anzukommen. 

 

FAQs

Mein Leben ist den ganzen Tag über voll von unterschiedlichen Tätigkeiten. Wie kann ich dennoch Achtsamkeit integrieren?

Es braucht keine einmalige und längerfristige Unterbrechung Deines Tagesablaufs. Hier können Dir gezielte Mini-Pausen helfen. Setze Dir eine Erinnerung, zum Beispiel durch Deinen Smartphone-Wecker. Wenn Dein Wecker sich meldet, nutze diesen Moment, um in Deinem Alltagstun innezuhalten. Du kannst zum Beispiel dreimal ganz bewusst ein- und ausatmen. 

 

Eine weitere Möglichkeit bietet sich bei Wegen, die Du am Tag zurücklegst. Wenn Du diese Wege bewusst gehst, sei es Dein Weg zum Arbeitsplatz oder während des Tages von einem Ort zum anderen, hast Du die Möglichkeit zu sehen und zu hören, was um Dich herum passiert. Diese kurzen Unterbrechungen helfen Dir im Alltag mehr Gelassenheit zu finden.

Ich habe in der Vergangenheit immer wieder Achtsamkeitsübungen praktiziert. Obwohl sie mir gutgetan haben, habe ich sie nicht fortgeführt. Was kann ich tun, um dranzubleiben?

Wenn Du bereits achtsame Momente erlebt hast, hast Du möglicherweise bereits gut funktionierende Übungen umgesetzt. Vielleicht gab es Veränderungen in Deinem Tagesablauf oder generell in Deinem Leben, die Deine Praxis beeinträchtigt haben. Schaffe Dir eine neue Routine mit kleinen achtsamen Momenten und praktiziere sie etwa 12 Wochen lang. Danach wirst Du feststellen, dass es Dir leichter fällt, da sich die Praxis in Deinen Alltag integriert hat.

 

Vielleicht hast Du bisher Übungen praktiziert, die nicht zu Dir passen. Wähle aus den vielen Möglichkeiten diejenigen aus, die Dir wirklich gefallen und sich in Deinen Alltag integrieren lassen. Beantworte Dir dazu die Frage: Wie gefällt mir diese Übung auf einer Skala von 0 (gar nicht) bis 10 (sehr gut)? Wenn Deine Antworten bei 7 – 10 liegen, wirst Du die Übung anwenden. Liegen sie darunter, ist es unwahrscheinlich, dass Du Deine Praxis fortführst.

Ich habe einige Meditationen ausprobiert. Meditation empfinde ich anstrengend. Was kann ich ändern?

Meditation kann vieles sein und beginnt bereits, wenn Du nur einen kurzen Moment bewusster Aufmerksamkeit erlebst. Es geht darum, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Wenn Du unterwegs eine Blume am Wegesrand bemerkst und sie betrachtest, ist das ein meditativer Moment. Meditation kann auch verstanden werden als ein stilles Dasitzen und Atmen. 

 

Angeleitete Meditationen können Unruhe erzeugen, wenn sie als zu lang empfunden werden, weil sich der Kopf einschaltet und wieder etwas tun möchte. Vielleicht ist auch die Stimme des Sprechenden unpassend. 

Wähle zu Beginn eine kürzere Meditation mit einer Stimme, die Dir angenehm ist. Sage Dir selbst, dass es im Moment nichts zu tun gibt. Vielleicht kannst Du diese Zeit als eine Mini-Pause genießen.


Alltagstaugliche Impulse für mehr Achtsamkeit

  • Regelmäßige Atemübungen, zum Beispiel atme dreimal tief ein- und aus oder zähle die Atemzüge – einatmen 1, ausatmen 2, einatmen 3 usw.
  • Atme tief durch, wenn Du magst, schließe die Augen oder richte den Blick vor Dich aus, und spüre bewusst in Deinen Körper: Wo berührt Dein Körper die jeweilige Unterlage? Wie fühlt sich das an? Kannst Du an einer Stelle Spannung wahrnehmen? 
  • Nutze Wartezeiten, wie in der Warteschlange an der Kasse oder an einer roten Ampel, um in Deinen Körper zu spüren oder ganz bewusst zu atmen.
  • Nutze Alltagstätigkeiten, wie einkaufen, kochen, putzen, um bewusst Achtsamkeit zu praktizieren, indem Du dabei Deine Sinne einsetzt: Was siehst Du? Was riechst Du? Was kannst Du fühlen?
  • Achtsames EssenNimm Dir Zeit, um deine Mahlzeiten bewusst zu genießen. Achte auf die Farben, Gerüche und Geschmäcker Deines Essens. Iss bewusst langsam und kaue gründlich, um jeden Bissen wertzuschätzen. 
  • Achtsames Zuhören: Wenn Du mit jemandem sprichst, schenke der Person Deine volle Aufmerksamkeit. Wende Dich ihr ganz zu, versuche dabei, wirklich zuzuhören, ohne sofort zu antworten oder abzulenken. 
  • Achtsame Bewegung: Integriere achtsame Bewegungen in Deinen Alltag, wie zum Beispiel bewusstes Gehen oder sanfte Dehnübungen. Achte darauf, wie sich Dein Körper dabei anfühlt und spüre am Ende der Praxis den möglichen Unterschied zu vorher. 
  • Dankbarkeitspraxis: Lass Deinen Tag mit einem dankbaren Abendritual ausklingen, indem Du Dich erinnerst, was Du am jeweiligen Tag erlebt hast und wofür Du dankbar bist. Zum Sammeln dieser Momente nutze zum Beispiel Glasmurmeln oder was immer Du möchtest. Du kannst Deine Erinnerungen auch in ein Dankbarkeitstagebuch schreiben. Versuche Dich täglich an etwa 10 Dinge zu erinnern. Registriere dabei auch die kleinen Momente.
  • Mini-Pausen: Integriere ganz bewusst Pausen von 1 – 5 Minuten in den Alltag und erinnere Dich durch Merkzettel bzw. durch Deinen Smartphone-Wecker. Wenn Dein Wecker sich meldet, Du Deinen Merkzettel siehst, nutze diesen Moment, um innezuhalten. Du kannst zum Beispiel kurz Deine Augen schließen und den Boden unter Deinen Füßen spüren. Danach atme bewusst tief durch die Nase ein und lang durch den leicht geöffneten Mund wieder aus.

Fazit:

Achtsamkeit ist ein einfaches und gleichzeitig wirkungsvolles Konzept, das sich auf die bewusste Wahrnehmung des gegenwärtigen Augenblicks konzentriert. Durch regelmäßige Achtsamkeitspraxis kannst Du zahlreiche positive Auswirkungen auf Dein Wohlbefinden erfahren.

 

Mit unterschiedlichen Möglichkeiten integrierst Du leicht und mit wenig Zeitaufwand Achtsamkeit in Deinen Alltag. Durch kontinuierliches Üben wirst Du die positiven Auswirkungen dieser Praxis voll ausschöpfen können.

Literaturtipps

Hanh, T.N (2013). Achtsam arbeiten – achtsam leben. O.W.Barth: München.

Kabat-Zinn, J. (2015). Im Alltag Ruhe finden – Meditationen für ein gelassenes Leben. Knaur: München.

Tan, C-M. (2015). Search Inside Yourself – Optimiere dein Leben durch Achtsamkeit. Goldmann: München.

Williams, M. & Penman, D. (2015). Das Achtsamkeitstraining – 20 Minuten täglich, die Ihr Leben verändern. Goldmann: München.

 

Selbstakzeptanz und Gesundheit

Selbstakzeptanz gilt als ein Schlüsselkonzept im Bereich der psychischen Gesundheit, das eine wichtige Rolle dabei spielen kann, wie Menschen ihre eigene Identität, ihre Fähigkeiten und ihre Schwächen wahrnehmen und schätzen.

 

Diese innere Haltung hat weitreichende Auswirkungen auf das allgemeine Wohlbefinden und die körperliche Gesundheit. In einem Zeitalter, in dem soziale Medien und gesellschaftliche Erwartungen möglicherweise oft unrealistische Standards setzen, erscheint die Bedeutung von Selbstakzeptanz umso relevanter. 

 

Wie genau Selbstakzeptanz und Gesundheit zusammenhängen, was Selbstfürsorge dazu positiv beitragen kann und welche praktischen Übungen Dir helfen können, soll in diesem Blogbeitrag näher beleuchtet werden.

Was genau bedeutet das Konstrukt Selbstakzeptanz?

Selbstakzeptanz bedeutet, sich selbst bedingungslos zu akzeptieren, mit allen Stärken und Schwächen. Es heißt, sich selbst genauso zu lieben und zu respektieren, wie man ist, ohne sich ständig mit anderen zu vergleichen oder sich für vermeintliche Unzulänglichkeiten zu verurteilen.

Was genau ist Selbstfürsorge?

Selbstfürsorge bezieht sich auf die aktiven Maßnahmen, die wir ergreifen, um unsere körperlichen, emotionalen und geistigen Bedürfnisse zu erfüllen. Das kann gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, Entspannungstechniken oder auch das Setzen gesunder Grenzen sein.

Wie hängen Selbstakzeptanz und Selbstfürsorge zusammen?

Selbstakzeptanz und Selbstfürsorge gehen Hand in Hand. Wer sich selbst akzeptiert, kümmert sich besser um die eigenen Bedürfnisse. Umgekehrt kann die Praxis der Selbstfürsorge die Selbstakzeptanz stärken.

 

1. Selbstakzeptanz als Grundlage für Selbstfürsorge

Wer sich selbst akzeptiert, erkennt seinen eigenen Wert und die Bedeutung der eigenen Bedürfnisse. Das führt dazu, dass man sich eher die Zeit und Mühe nimmt, sich um sich selbst zu kümmern. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Selbstakzeptanz eng mit positiver psychischer Gesundheit und einem geringeren Risiko für Depressionen und Angstzustände verbunden ist (MacInnes, 2006; Neff, 2003).

 

2. Selbstfürsorge als Praxis der Selbstakzeptanz

Durch regelmäßige Selbstfürsorgepraktiken kann man das Selbstwertgefühl und die Selbstliebe stärken. Indem man sich selbst die nötige Aufmerksamkeit und Pflege schenkt, signalisiert man sich selbst, dass man wertvoll und wichtig ist. Das kann das Gefühl der Selbstakzeptanz vertiefen und ein positives Selbstbild fördern (Germer, 2009).


Praktische Tipps zur Förderung von Selbstakzeptanz und Selbstfürsorge

Frau umarmt sich selbst

Praktiziere Achtsamkeitsübungen, um Dir Deiner Gedanken und Gefühle bewusst zu werden und sie ohne Urteil zu akzeptieren

 

·        Positive Selbstgespräche: Ersetze negative Gedanken durch positive Affirmationen und ermutigende Selbstgespräche. Schreibe jeden Morgen drei positive Affirmationen auf und sage sie dir laut vor, z.B. Ich bin stark. Ich schaffe das. Ich bin gesund.

 

      Achte auf Deine physische Gesundheit, indem Du auf eine ausgewogene Ernährung achtest, Dich regelmäßig bewegst und für ausreichend Schlaf sorgst. Konkrete Übung: Plane dir feste Zeiten für Mahlzeiten, Sport und Schlaf ein und halte dich daran.

 

      Nimm Dir Auszeiten, indem Du Zeiten in Deinen Alltag nur für Dich einplanst, um für Entspannung und Erholung zu sorgen, z.B. indem Du Dir in Deinem Kalender einen Me-Time-Termin blockierst, um Dich daran zu erinnern


Fazit:

Selbstakzeptanz und Selbstfürsorge sind essenzielle Bestandteile eines gesunden und erfüllten Lebens. Indem Menschen lernen, sich selbst zu akzeptieren und ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen, können sie ein höheres Maß an Wohlbefinden erreichen. Wissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen, dass die Praxis der Selbstfürsorge die Selbstakzeptanz stärkt und umgekehrt. Es lohnt sich daher, kontinuierlich an der eigenen Selbstakzeptanz zu arbeiten und sich selbst die Liebe und Anerkennung zu geben, die man verdient.

 

 

Quellen

Germer, C.K. (2009). The Mindful Path of Self-Compassion: Freeing Yourself from Destructive Thoughts and Emotions. The Guilford Press: New York.

MacInnes, D.L. (2006). Self-Esteem and Self-Acceptance: An Examination into their Relationship and their Effect on Psychological Health, Journal of Psychiatric and Mental Nursing, 13 (5), 483-489. 

Neff, K.D. (2003). The Development and Validation of a Scale to Measure Self-Compassion. Self and Identity, 2 (3), 223-250.

Teamresilienz - Was sie ausmacht und wofür sie in unsicheren Zeiten wichtig ist

Resilienz, als die innere Stärke und psychische Widerstandskraft bekannt, wird bereits seit einigen Jahrzehnten in der Forschung bei Individuen untersucht. Es soll herausgefunden werden, wie Menschen Belastungen gesund bewältigen und daraus lernen können. Wissenschaftliche Forschung beschäftigt sich nun auch mehr mit Resilienz in Teams und Organisationen.

Ein interessanter Artikel aus der Zeitschrift Wirtschaftspsychologie aktuell beleuchtet ein Modell zur Teamresilienz. Die Autor:innen weisen darauf hin, dass die Forschung in diesem Bereich noch in den Kinderschuhen stecke, jedoch unsere zunehmend komplexe Arbeitswelt dort mehr Forschung brauche. Das vorgestellte Drei-Komponenten-Modell enthält neun Wirkfaktoren, die ein Team resilienter werden lässt, wenn diese trainiert werden.

Was versteht man unter Teamresilienz und warum ist sie in der heutigen Arbeitswelt so wichtig?

Vier diverse Hände halten einander fest

Teamresilienz beschreibt die Fähigkeit eines Teams, auf herausfordernde und widrige Situationen wie Druck, Fehler, Veränderungen und Krisen gemeinsam zu reagieren und sich davon zu erholen.

 

In der heutigen komplexen und dynamischen Arbeitswelt, die oft von Unsicherheit und unvorhersehbaren Ereignissen geprägt ist, ist Teamresilienz entscheidend für den langfristigen Erfolg. Sie ermöglicht es Teams, mit Stress umzugehen, sich an neue Bedingungen anzupassen und auch in schwierigen Zeiten ihre Leistungsfähigkeit und ihr Wohlbefinden aufrechtzuerhalten.

Aus welchen drei Komponenten setzt sich das Modell der Teamresilienz zusammen?

1. Teamresilienz-Kapazität

  • als Fundament für die Resilienz eines Teams
  • steht für die vorhandenen Ressourcen, die es einem Team ermöglichen, Resilienz zu zeigen und positiv mit auftretenden Widrigkeiten umzugehen

2. Resilienz-Mechanismen

  • die proaktiven und reaktiven Bewältigungsstrategien und -prozesse, die Teams anwenden, um ihre Ressourcen gezielt zu nutzen, mit Stress umzugehen und sich an veränderte Bedingungen anzupassen

3. Resilienz-Demonstration

  • das sichtbare Ergebnis der angewandten Kapazitäten und Mechanismen, das sich in konkreten Verhaltensweisen und der erfolgreichen Bewältigung von Widrigkeiten zeigt

Welche drei Dimensionen der Teamresilienz-Kapazität sind besonders relevant?

Bergsteigende klettern auf den Berg mit Schnee und blauen Himmel

Team Mental Models (gemeinsame mentale Modelle) als ein gemeinsames, organisiertes Verständnis von relevantem Wissen, das von allen Teammitglieder geteilt wird. Es ermöglicht eine einheitliche Wahrnehmung und Interpretation von Situationen und fördert effektive Kommunikation und Koordination.

 

Beziehungsqualität zwischen den Teammitgliedern als ein wichtiger Faktor für die Widerstandsfähigkeit des Teams. Sie umfasst Aspekte wie Vertrauen, gegenseitige Unterstützung und offene Kommunikation, die in Stresssituationen besonders wichtig werden.

 

Kontinuierliche Entwicklung bedeutet, dass ein Team bereit ist, sich stetig an seine Leistungsanforderungen anzupassen. Es beinhaltet die Fähigkeit zur Selbstreflexion, zum Lernen aus Erfahrungen und zur Implementierung von Veränderungen, um auch zukünftigen Herausforderungen gewachsen zu sein.

Welche positiven Auswirkungen haben diese drei Dimensionen, wenn sie vom Team gelebt werden?

Team Mental Models

  • erleichterte Herangehensweise an Herausforderungen/ Probleme
  • verbesserte Entscheidungsfindung
  • effektivere Koordination von Handlungen in Stresssituationen
  • schnellere und kohärente Reaktion auf unvorhergesehene Ereignisse und bessere Einigung auf gemeinsame Bewältigungsstrategien

Beziehungsqualität

  • wichtige soziale Ressource durch Vertrauen, Respekt und gegenseitige Unterstützung im Team
  • Verlässlichkeit und emotionale Unterstützung in herausfordernden Zeiten
  • offene Kommunikation möglich, um frühzeitig und konstruktiv Lösungen zu finden

Kontinuierliche Entwicklung 

  • flexibel und anpassungsfähig angesichts sich verändernder Anforderungen und Herausforderungen
  • gestärkte Fähigkeit zur Bewältigung zukünftiger Widrigkeiten und Sicherung der Leistungsfähigkeit

Wie wirken sich der Umgang mit Fehlern und Konflikten auf die Teamresilienz aus?

3 Bergsteigende von hinten zu sehen gehen gemeinsam einen Weg hinauf

Ein konstruktiver Umgang mit Fehlern und Konflikten ist entscheidend für die Teamresilienz. Teams, die eine offene Fehlerkultur pflegen, in der Fehler als Lernchancen betrachtet werden und offen darüber gesprochen wird, können schneller aus ihren Erfahrungen lernen und ihre Prozesse verbessern.

 

Ein konstruktiver Umgang mit Konflikten, bei dem unterschiedliche Meinungen respektiert und gemeinsam nach Lösungen gesucht wird, verhindert, dass Spannungen eskalieren und die Zusammenarbeit im Team beeinträchtigen.

Die 9 trainierbaren Wirkfaktoren im Überblick

  • Gemeinsame Ziele
  • Rollenklarheit
  • Klarheit über Entscheidungen
  • Teamkommunikation
  • Gegenseitige Unterstützung
  • Umgang mit Konflikten
  • Teamreflexion
  • Kollektives Lernen
  • Teamflexibilität
Bergsteigende strecken ihre Arme hoch und sind auf einem Berggipfel

Welche spezifischen Verhaltensweisen oder Praktiken kann ein Team kultivieren, um seine Resilienz zu stärken?

 

·      Förderung einer klaren und offenen Kommunikation.

·      Entwicklung gemeinsamer Ziele und eines starken Wir-Gefühls

·      Etablierung von Routinen und Strukturen, die in Stresssituationen Halt geben

·      Schaffung einer Kultur der gegenseitigen Unterstützung und des Vertrauens

·      Aktive Reflexion von Erfolgen und Misserfolgen, um daraus zu lernen

·      Förderung der individuellen Resilienz der Teammitglieder

·      Entwicklung von flexiblen Problemlösungsstrategien

·      Etablierung von Mechanismen zur Stressbewältigung und zum Erhalt des Wohlbefindens

Fazit:

Es gibt Möglichkeiten für Teams trotz herausfordernder und widriger Umstände innerhalb des Arbeitskontextes gesund und flexibel zu bleiben. Die Förderung einer resilienten Team- und Organisationskultur durch gemeinsames Verständnis, einer wertschätzenden und offenen Beziehungsqualität unter einzelnen Mitarbeitenden, wie auch der offene Umgang mit kontinuierlicher Entwicklung, kann dazu beitragen.

 

Quelle: 

Baumgartner, M., Krause, A. & Waldner, L. (2025). Teamresilienz: Die Kraft der Zusammenarbeit in unsicheren Zeiten, Wirtschaftspsychologie aktuell (1), 8-13.

Positive Emotionen

Gelber Smiley

Wie positive Emotionen die psychische Widerstandskraft fördern können, in welchen Bereichen Forschung zur Auswirkung von positiven Emotionen erfolgt ist und welche positiven Auswirkungen ein optimistisches Erleben haben kann, soll in diesem Blog-Beitrag näher beleuchtet werden.

Dazu gibt es einen kurzen Einblick in die Anfänge der positiven Psychologie und der Broaden-and-Built-Theorie von Barbara L. Fredrickson.

Anfänge der positiven Psychologie

Die positive Psychologie hielt Einzug Anfang des Jahrtausends. Begründende sind Martin Seligmann und Mihaly Csikszentmihalyi. Es sollte eine Veränderung in der Ausrichtung geben, weg von ausschließlicher Behandlung von psychischen Erkrankungen und Reduzierung von Leid, hin zu Verstehen von Möglichkeiten, die ein erfüllteres Leben ermöglichen.

 

Positive Psychologie untersucht wie Menschen aufblühen können und konzentriert sich nicht nur wie in der klassischen Psychologie auf die Abwesenheit von Krankheit und Problemen. Sie zielt darauf ab, positive Qualitäten wie Glück, Optimismus, Resilienz, Kreativität und Weisheit aufzubauen und zu fördern. Der Mensch wird in der positiven Psychologie nicht als passives Opfer von Umständen, sondern als ein Akteur mit Potential für Wachstum und Selbstverwirklichung angesehen.

 

Seligman, auch oft Vater der positiven Psychologie genannt, betonte in einem Rückblick der letzten zwanzig Jahre in 2019, dass die positive Psychologie eine eigene Disziplin zur Förderung von Wohlbefinden sei. Sie konzentriere sich auf den Aufbau positiver Eigenschaften, um die individuelle Resilienz zu stärken. Studien zeigten, dass optimistische Menschen eher zu gesundheitsfördernden Eigenschaften tendierten und soziale Unterstützung suchten. Ebenso konnte festgestellt werden, dass positive affektive Zustände direkte physiologische Auswirkungen hatten, die wiederum einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf zeigten.

Broaden-and-Built-Theorie

Einen wichtigen Beitrag zur positiven Psychologie schuf Barbara L. Fredrickson. Sie trug durch ihre Forschung zu positiven Emotionen und deren Auswirkung mit ihrer Broaden-and-Built-Theorie zur Weiterentwicklung der positiven Psychologie bei. Sie fand heraus, dass negative Emotionen hemmende Wirkung haben. Bei Trauer würden Menschen sich eher zurückziehen, sich körperlich wie mental klein machen.

Positive Emotionen haben laut Fredrickson erweiternde Qualität. Wahrnehmung und Denkvermögen würden sich verändern und dadurch unser Verhaltensrepertoire erweitern. Wir könnten daher langfristig unsere individuellen Ressourcen aufbauen.

Frau öffnet Arme und blickt in den Himmel - Strand und Wasser im Hintergrund

Forschungfelder zu positiven Emotionen 

Klinische Psychologie & Psychotherapie
Arbeits- und Organisationspsychologie
Bildungspsychologie
Neurowissenschaften
Gesundheitspsychologie und Medizin
Beziehungsforschung
Sportpsychologie

Welche positiven Auswirkungen können positive Emotionen haben?

  • Förderung der Resilienz
  • Positive Auswirkung bei Behandlung von Depression und Angststörung
  • Positiven Einfluss auf Arbeitsmotivation, Kreativität und Produktivität
  • Positives Arbeitsklima
  • Bessere Teamarbeit und Entscheidungsfindung
  • Einfluss auf Stressregulation, Gedächtnis und kognitive Flexibilität
  • Einfluss auf Lernen, Motivation und Kreativität
  • Ermöglicht Flowerleben, Freude am Lernen
  • Körperliche Gesundheit (Immunsystem, Herz-Kreislauf-Gesundheit)
  • Förderung von sozialen Bindungen, Empathie und Kooperation

FAQ's

  • Sollen negative Emotionen unterdrückt werden? Keinesfalls, negative wie positive Emotionen sind wichtig, wenn sie der Situation angemessen sind. Durch positive Emotionen entstehen Möglichkeiten aktiver handeln zu können.
  • Ist Optimismus bei Herausforderungen grundsätzlich anzuwenden? Psychologische Studien zeigten, dass es auch ein zuviel des Guten geben kann. Äußerst optimistische Menschen neigten zu unrealistischeren Urteilen und unterschätzten Gefahren. Wichtig sei daher die rosarote Brille abzusetzen und eine realistische optimistische Brille aufzusetzen.
  • Sind positive Emotionen nur vorhanden, wenn ich glücklich bin? Nein. Positive Emotionen sind auch erlebbar bei Heiterkeit, Freude, Dankbarkeit, Mitgefühl, Interesse, Liebe... So individuell wie wir auch an anderer Stelle etwas erleben.
  • Wie stärke ich meine positiven Emotionen? Durch Fokussierung der Aufmerksamkeit auf die positiven Erlebnisse von z.B. Freude und Dankbarkeit und der Sammlung dieser Erlebnisse durch Visualisierung z.B. durch Aufschreiben in einem Tagebuch oder Sammlung von Murmeln usw.

Fazit:

Positive Emotionen sind mehr als nur Glücksgefühle im Moment. Sie haben in den unterschiedlichsten Lebensbereichen langfristige positive Auswirkungen auf unser psychisches und dadurch physisches Wohlbefinden. 

Es ist möglich durch bewusstes Erleben den eigenen Blick für Positives zu schärfen. Dadurch kann entscheidend zum Ausbau der eigenen persönlichen Entwicklung, Resilienz und einem langfristigen Wohlbefinden beigetragen werden.

Quellen u.a.:

Fredrickson, B. L. (2001). The Role of Positive Emotions in Positive Psychology: The Broaden-and-Built Theory of Positive Emotions, American Psychologist, 56 (3), 218-226.

Seligman, M. E.P. & Csikszentmihalyi, M. (2000). Positive Psychology: An Introduction, American Psychologist, 55 (1), 1-15.

Seligman, M. E.P. (2019). Positive Psychology: A Personal History, Annual Review of Clinical Psychology, 15, 1-23.

Mentales Kontrastieren & WOOP

Wie und wo mentales Kontrastieren und die WOOP-Methode hilfreich sein können, soll in diesem Blog-Artikel näher beleuchtet werden.

 

Ziele begleiten uns täglich, kleinere oder größere, kurz- und langfristig angelegt. Wir erreichen manche schnell. Andere wiederum erfordern so einiges von uns, um sie erfolgreich umzusetzen.

Prof. Dr. Gabriele Oettingen forscht seit Jahrzehnten zu diesem Thema. Sie hat die Fantasierealisationstheorie entwickelt, aus der die mentale Kontrastierung und später die WOOP-Methode entstand.

 

 

Was ist mentales Kontrastieren?

Es ist eine Möglichkeit zur Selbstregulation, um kurzfristige kleinere oder auch langfristig größere Ziele zu erreichen. Das mentale Kontrastieren ist der erste Teil der WOOP-Methode ohne die Formulierung der Handlungsoption.

Wie funktioniert mentales Kontrastieren?

Mentales Kontrastieren unterscheidet sich von den reinen Tagträumen, dem Fantasieren über eine positive Zukunft oder dem Grübeln über eine schlechte Gegenwart.

Durch abwechselnde mentale Vorstellung der positiven Aspekte des Ziels und der Hindernisse, die sich der Zielerreichung in den Weg stellen können, werden automatisch motivationale Prozesse aktiviert, die zu Handlungen führen können. 

 

Dieses gedankliche Abwägen hilft zu erkennen, dass das bloße Träumen nicht reicht, sondern es auch Anstrengung bedarf. Die Methode dient dazu die Zielbindung und die Motivation in Richtung Zielerreichung zu erhöhen.  

Was bedeutet WOOP?

Es ist eine Abkürzung für Wish - Outcome - Obstacle - Plan.

Hier visualisierst Du nacheinander Deinen Wunsch (Wish), das Ergebnis, wenn Dein Wunsch erfüllt ist (Outcome), das mögliche Hindernis (Obstacle) und zusätzlich den Plan (Plan). WOOP hilft, realistischer auf die eigenen Erwartungen zu schauen und dadurch die Umsetzung von Zielen zu erleichtern, indem Du Dich aktiv mit den möglichen Schwierigkeiten auseinandersetzt und sie somit besser bewältigen kannst.

Warum ist es wichtig sich Hindernisse bewusst zu machen?

Ohne die Hindernisse zu kennen, die einen abhalten könnten, ein gewünschtes Ziel zu erreichen, gibt es auch keine Strategie diese Hindernisse zu überwinden. Möglicherweise erkennst Du durch das Finden der Hindernisse, dass der Wunsch im Hier und Jetzt noch nicht umsetzbar ist. Vielleicht erkennst Du auch, warum die vielen Versuche bisher erfolglos blieben.

 

Erfolge in der Zielerreichung stärken unsere Selbstwirksamkeit. Mehrmaliges Scheitern kann dazu führen, dass wir das Ziel aufgeben, obwohl es machbar wäre. Hindernisse zu definieren, gibt uns die Chance zur Erkenntnis, was genau zu einem passt oder wirklich ein Tagtraum bleiben wird. 

Wobei können Dich mentales Kontrastieren und die WOOP-Methode unterstützen?

Du kannst gleich morgens einen Tagesimpuls woopen. Wenn Du Dir vorgenommen hast z.B. mehr Bewegung oder gesunde Ernährung in Deinen Alltag zu integrieren, ist die WOOP-Methode sehr hilfreich. Wenn Du morgens damit startest und die Ausrichtung des Tages woopst, kann das positive Auswirkungen auf den Tagesverlauf nehmen. Du benötigst dafür lediglich ca. 5 Minuten intensiv konzentriert auf Deinen WOOP in ungestörter Umgebung.

 

Die Forschung zum mentalen Kontrastieren und die daraus entstandene WOOP-Methode wurde und wird in unterschiedlichsten Kontexten, im privaten wie beruflichen Lebensbereichen durchgeführt. Es zeigten sich im Gesundheitsbereich, wie auch bei der Zielfindung von Gruppen und Paarbeziehungen statistisch relevante positive Auswirkungen bei der Anwendung von mentaler Kontrastierung und der WOOP-Methode. Mehr dazu findet sich im Buch Die Psychologie des Gelingens oder Du siehst Dich auf der Website woopmylife um. Es existiert ebenfalls eine minimalistisch App für Deine WOOPs.

 

Fazit:

Als ausgiebig erforschte Selbstregulationsmethode ist WOOP vielseitig und schnell im Alltag einsetzbar, um aus Träumen Handlung werden zu lassen. Sie dient damit auch der Erhöhung von individueller Selbstwirksamkeit durch erfolgreich umgesetzte Ziele. Letztlich ist es uns selbst überlassen sie auszuprobieren, einzusetzen in Bereichen, die uns wichtig sind, zu entscheiden, ob es ein hilfreiches Tool sein kann und für einen selbst alltagstauglich umsetzbar.

 

Quellen: 

Oettingen, G. (2015). Die Psychologie des Gelingens. Pattloch: München.

Oettingen, G. (2023). Wer dem Hindernis ins Gesicht sieht, versteht, wie er es überwinden kann, reportpsychologie (1), 10-12.

Stressreduktion durch Boundary Management

Die Möglichkeit fast immer und überall arbeiten zu können, ständig erreichbar zu sein und Zugriff auf Nachrichten aller Art zu haben, stellt viele Menschen vor Herausforderungen mit ihrer daraus resultierenden Stressbelastung umzugehen.

Welche Möglichkeiten bietet hier das Boundary Management? 

Ein Artikel in der Wirtschaftspsychologie aktuell 4|2024 befasst sich mit den Grenzen zwischen den unterschiedlichen Lebensbereichen und wie diese gezogen werden können. Es hat sich gezeigt, dass individuell mit Grenzsetzung umgegangen wird. So bevorzugen manche die strikte Trennung der Lebensbereiche (Segmentation), andere vermischen die Bereiche (Integration) und ziehen daraus Erholung für den jeweils anderen Lebensbereich (Kompensation). 

 

Je nach individueller Präferenz oder Lebensphase kann die eine oder andere Möglichkeit zur Reduzierung des Stresserlebens sinnvoll genutzt werden. Es hat sich ebenfalls gezeigt, dass es wichtig sei auf unterschiedlichen Ebenen anzusetzen: Individuums-, Team-, Führungs- und Organisationsebene. Für Unternehmen sei es von zentraler Bedeutung einen Blick auf das gelebte Boundary Management der Führungskräfte, Team- und im Organisationsbereich zu legen. Beeinflussbar ist in erster Linie natürlich der individuelle Umgang mit persönlichen Grenzen.

 

Wie kann die Grenzsetzung zwischen den Lebensbereichen im Alltag konkret gelingen?

Räumlich:

  • Bewusst unterschiedliche Kleidung tragen (Business - privat)
  • Unterschiedliche Mobiltelefone nutzen
  • Den Arbeitsort vom privaten Ort trennen
  • Bei Home Office bewusst einen beruflichen Bereich einrichten, falls möglich einen eigenen Raum dafür nutzen

Zeitlich:

  • Klare Strukturierung der täglichen Arbeitszeit und der privaten Zeit durch Festlegung der Uhrzeiten
  • Erholungszeiten und Pausen planen & einhalten
  • Zeit für sich selbst (Me-Time) als Termin im Mobiltelefon abspeichern & einhalten

Verhaltensbasiert:

  • Rituale für den Übergang von einem zum anderen Lebensbereich etablieren, z.B. einen Spaziergang nach Beendigung der Arbeitszeit, eine Mediation- oder Yogaeinheit einplanen für den Übergang von privater zu beruflicher Zeit
  • Klare Regeln für den jeweiligen Lebensbereiche schaffen, z.B. während der Arbeitszeit nur berufliche Nachrichten, während der privaten Zeit nur private Nachrichten lesen
  • Fokuszeiten im Kalender und im Mobiltelefon setzen für geplante Pausen

Kommunikativ:

  • Das Umfeld informieren über individuelle Regeln und Rituale.
  • Erwartungen an andere mitteilen
  • Vereinbarungen verhandeln

Kognitiv:

  • Atemübungen in den Pausen nutzen
  • Entspannungsübungen etablieren
  • Achtsamkeitstechniken einsetzen, um Bewusstheit für das Hier & Jetzt zu schaffen

Fazit:

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten individuell für die eigene Abgrenzung zwischen privatem und beruflichem Lebensbereich zu sorgen. Auch eine Integration der Lebensbereiche ist möglich, wenn es eine bewusste Planung möglich macht und der eigene Energiehaushalt wahrgenommen wird. Die Autor:innen weisen darauf hin, dass ein Coaching unterstützend helfen kann das individuelle Stressmanagement besser kennenzulernen, passende Taktiken zu finden und konkrete Handlungspläne zu entwickeln. 

 

Quelle:

Kempen, R. & Müller, N. (2024). Die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben erfolgreich gestalten, Wirtschaftspsychologie aktuell (4), 20-26.