Resilienz, als die innere Stärke und psychische Widerstandskraft bekannt, wird bereits seit einigen Jahrzehnten in der Forschung bei Individuen untersucht. Es soll herausgefunden werden, wie Menschen Belastungen gesund bewältigen und daraus lernen können. Wissenschaftliche Forschung beschäftigt sich nun auch mehr mit Resilienz in Teams und Organisationen.
Ein interessanter Artikel aus der Zeitschrift Wirtschaftspsychologie aktuell beleuchtet ein Modell zur Teamresilienz. Die Autor:innen weisen darauf hin, dass die Forschung in diesem Bereich noch in den Kinderschuhen stecke, jedoch unsere zunehmend komplexe Arbeitswelt dort mehr Forschung brauche. Das vorgestellte Drei-Komponenten-Modell enthält neun Wirkfaktoren, die ein Team resilienter werden lässt, wenn diese trainiert werden.
Was versteht man unter Teamresilienz und warum ist sie in der heutigen Arbeitswelt so wichtig?

Teamresilienz beschreibt die Fähigkeit eines Teams, auf herausfordernde und widrige Situationen wie Druck, Fehler, Veränderungen und Krisen gemeinsam zu reagieren und sich davon zu erholen.
In der heutigen komplexen und dynamischen Arbeitswelt, die oft von Unsicherheit und unvorhersehbaren Ereignissen geprägt ist, ist Teamresilienz entscheidend für den langfristigen Erfolg. Sie ermöglicht es Teams, mit Stress umzugehen, sich an neue Bedingungen anzupassen und auch in schwierigen Zeiten ihre Leistungsfähigkeit und ihr Wohlbefinden aufrechtzuerhalten.
Aus welchen drei Komponenten setzt sich das Modell der Teamresilienz zusammen?
1. Teamresilienz-Kapazität
- als Fundament für die Resilienz eines Teams
- steht für die vorhandenen Ressourcen, die es einem Team ermöglichen, Resilienz zu zeigen und positiv mit auftretenden Widrigkeiten umzugehen
2. Resilienz-Mechanismen
- die proaktiven und reaktiven Bewältigungsstrategien und -prozesse, die Teams anwenden, um ihre Ressourcen gezielt zu nutzen, mit Stress umzugehen und sich an veränderte Bedingungen anzupassen
3. Resilienz-Demonstration
- das sichtbare Ergebnis der angewandten Kapazitäten und Mechanismen, das sich in konkreten Verhaltensweisen und der erfolgreichen Bewältigung von Widrigkeiten zeigt
Welche drei Dimensionen der Teamresilienz-Kapazität sind besonders relevant?

Team Mental Models (gemeinsame mentale Modelle) als ein gemeinsames, organisiertes Verständnis von relevantem Wissen, das von allen Teammitglieder geteilt wird. Es ermöglicht eine einheitliche Wahrnehmung und Interpretation von Situationen und fördert effektive Kommunikation und Koordination.
Beziehungsqualität zwischen den Teammitgliedern als ein wichtiger Faktor für die Widerstandsfähigkeit des Teams. Sie umfasst Aspekte wie Vertrauen, gegenseitige Unterstützung und offene Kommunikation, die in Stresssituationen besonders wichtig werden.
Kontinuierliche Entwicklung bedeutet, dass ein Team bereit ist, sich stetig an seine Leistungsanforderungen anzupassen. Es beinhaltet die Fähigkeit zur Selbstreflexion, zum Lernen aus Erfahrungen und zur Implementierung von Veränderungen, um auch zukünftigen Herausforderungen gewachsen zu sein.
Welche positiven Auswirkungen haben diese drei Dimensionen, wenn sie vom Team gelebt werden?
Team Mental Models
- erleichterte Herangehensweise an Herausforderungen/ Probleme
- verbesserte Entscheidungsfindung
- effektivere Koordination von Handlungen in Stresssituationen
- schnellere und kohärente Reaktion auf unvorhergesehene Ereignisse und bessere Einigung auf gemeinsame Bewältigungsstrategien
Beziehungsqualität
- wichtige soziale Ressource durch Vertrauen, Respekt und gegenseitige Unterstützung im Team
- Verlässlichkeit und emotionale Unterstützung in herausfordernden Zeiten
- offene Kommunikation möglich, um frühzeitig und konstruktiv Lösungen zu finden
Kontinuierliche Entwicklung
- flexibel und anpassungsfähig angesichts sich verändernder Anforderungen und Herausforderungen
- gestärkte Fähigkeit zur Bewältigung zukünftiger Widrigkeiten und Sicherung der Leistungsfähigkeit
Wie wirken sich der Umgang mit Fehlern und Konflikten auf die Teamresilienz aus?

Ein konstruktiver Umgang mit Fehlern und Konflikten ist entscheidend für die Teamresilienz. Teams, die eine offene Fehlerkultur pflegen, in der Fehler als Lernchancen betrachtet werden und offen darüber gesprochen wird, können schneller aus ihren Erfahrungen lernen und ihre Prozesse verbessern.
Ein konstruktiver Umgang mit Konflikten, bei dem unterschiedliche Meinungen respektiert und gemeinsam nach Lösungen gesucht wird, verhindert, dass Spannungen eskalieren und die Zusammenarbeit im Team beeinträchtigen.
Die 9 trainierbaren Wirkfaktoren im Überblick
- Gemeinsame Ziele
- Rollenklarheit
- Klarheit über Entscheidungen
- Teamkommunikation
- Gegenseitige Unterstützung
- Umgang mit Konflikten
- Teamreflexion
- Kollektives Lernen
- Teamflexibilität
Welche spezifischen Verhaltensweisen oder Praktiken kann ein Team kultivieren, um seine Resilienz zu stärken?
· Förderung einer klaren und offenen Kommunikation.
· Entwicklung gemeinsamer Ziele und eines starken Wir-Gefühls
· Etablierung von Routinen und Strukturen, die in Stresssituationen Halt geben
· Schaffung einer Kultur der gegenseitigen Unterstützung und des Vertrauens
· Aktive Reflexion von Erfolgen und Misserfolgen, um daraus zu lernen
· Förderung der individuellen Resilienz der Teammitglieder
· Entwicklung von flexiblen Problemlösungsstrategien
· Etablierung von Mechanismen zur Stressbewältigung und zum Erhalt des Wohlbefindens
Fazit:
Es gibt Möglichkeiten für Teams trotz herausfordernder und widriger Umstände innerhalb des Arbeitskontextes gesund und flexibel zu bleiben. Die Förderung einer resilienten Team- und Organisationskultur durch gemeinsames Verständnis, einer wertschätzenden und offenen Beziehungsqualität unter einzelnen Mitarbeitenden, wie auch der offene Umgang mit kontinuierlicher Entwicklung, kann dazu beitragen.
Quelle:
Baumgartner, M., Krause, A. & Waldner, L. (2025). Teamresilienz: Die Kraft der Zusammenarbeit in unsicheren Zeiten, Wirtschaftspsychologie aktuell (1), 8-13.